Unsere sechsteilige Artikel-Serie thematisiert alle wichtigen Aspekte der Softwaremodernisierung. Dies ist der dritte Artikel der Serie. Die Themenübersicht finden Sie am Ende des Beitrags.
Inhaltsverzeichnis
1. Stakeholder-Management – modernisieren unter Berücksichtigung
2. Kommunikation – Akzeptanz und Motivation fördern
3. Business Opportunities – die Chancen im Modernisieren
4. Finanzierungsstrategie – Modernisierung langfristig angehen
5. Technologische Exzellenz und Qualitätssicherung – resiliente Systeme schaffen
1. Stakeholder-Management – modernisieren unter Berücksichtigung
Jedes Modernisierungsprojekt betrifft unterschiedliche Interessengruppen – von der IT-Abteilung über das Management bis hin zu Endnutzern und externen Partnern. Alle Stakeholder haben ihre individuellen Anforderungen und Erwartungen, die berücksichtigt werden müssen. Ein erfolgreicher Modernisierungsprozess erfordert deshalb eine sorgfältige Identifizierung und Einbindung aller Stakeholder.
Entscheidend ist dabei, die relevanten Interessengruppen frühzeitig in den Prozess einzubinden. Das Management muss die strategische Bedeutung und die geschäftlichen Ziele nachvollziehen können, während die IT-Abteilung die technischen Anforderungen und potenziellen Herausforderungen erörtert.
Endnutzer wiederum spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Anforderungen zur Anwendung zu definieren und eine hohe Akzeptanz für das neue System zu gewährleisten. Transparente Kommunikation und die aktive Einbindung der Beteiligten helfen, Widerstände zu und eine gemeinsame Vision zu schaffen. Eine Analyse der verschiedenen Interessen und die Definition gemeinsamer Ziele stellen sicher, dass alle Stakeholder auf dem gleichen Stand sind und in dieselbe Richtung hinarbeiten.
Mit der richtigen Strategie in die Zukunft
Workshops Software-Modernisierung
2. Kommunikation – Akzeptanz und Motivation fördern
Kommunikation ist ein oft unterschätzter Schlüsselfaktor bei der Softwaremodernisierung. Die Komplexität der Projekte erfordert einen klaren und zielgerichteten Informationsaustausch – sowohl innerhalb der Teams als auch mit den Stakeholdern. Regelmässige Updates und offene Kommunikationskanäle verhindern Missverständnisse.
Wichtig ist, die funktionalen und nicht-funktionalen Anforderungen des bestehenden Systems zu unterscheiden, um sicherzustellen, dass die Art und Priorität dieser Anforderungen in der modernisierten Version entsprechend berücksichtigt werden. Allgemein gilt: Kommunizieren Sie die Vorteile der Modernisierung aus Sicht der Endnutzerinnen und Endnutzer sowie der Stakeholder, um Akzeptanz und Motivation zu fördern (mehr dazu).
Eine frühzeitige Risikoerkennung erleichtert die transparente Kommunikation. Oft ist das Wissen über das bestehende System fragmentiert oder veraltet. Folgende Massnahmen können helfen, das Wissen der bestehenden Systeme auf den neusten Stand zu bringen:
- Führen Sie Workshops und Interviews durch, um versteckte Abhängigkeiten, ineffiziente Workarounds und kritische Geschäftsprozesse im Altsystem zu entdecken.
- Holen Sie die Informationen von langjährigen Nutzer:innen sowie den ursprünglichen Entwickler:innen des Systems ab (sofern diese noch verfügbar sind).
- Falls die bestehenden Dokumentationen mangelhaft oder veraltet sind: Beauftragen Sie die mit dem System vertrauten Personen, solche zu erstellen oder zu ergänzen.
Services zu Software-Modernisierung
Das Potenzial der Modernisierung nutzen
3. Business Opportunities – die Chancen im Modernisieren
Die Modernisierung von Software sollte nicht nur als technische Notwendigkeit betrachtet werden, sondern auch als Chance, neue Geschäftspotenziale zu erschliessen und das Unternehmen zukunftssicher aufzustellen. Um das Potenzial einer Modernisierung nutzen zu können, bedarf es sowohl einer technischen Expertise als auch einer strategischen Planung. Dazu gehört eine gründliche Analyse des Ist-Zustands der bestehenden Software inklusive ihrer Sicherheitslücken und der überflüssigen Funktionen wie auch eine Identifikation der technischen Schulden, die behoben werden müssen. Für viele Unternehmen sind folgende Business Opportunities zentral:
Effizienzsteigerung und Kostenreduktion
Modernisierte Software ermöglicht die Automatisierung von Prozessen. Eine neue, stabilere Architektur verursacht zudem tiefere Wartungs- und Betriebskosten. Falls die Softwaremodernisierung eine Migration in die Cloud beinhaltet, erzielt das Unternehmen meist eine höhere Skalierbarkeit und Verfügbarkeit. Es besteht je nach Situation die Möglichkeit für das Unternehmen, in einer anderen Art mit der Infrastruktur zu wirtschaften. Beispielsweise sind niedrige Anschaffungskosten sowie dynamischere Skalierung der Infrastrukturkosten zwei Faktoren, welche Kosten senken können.
Verbesserung der Customer Experience
Modernisierte Software bietet grosses Potenzial, um Benutzerinnen und Benutzer eine bessere, intuitivere und effektive Bedienung zu ermöglichen. Mit neuen Softwaredesigns kann die Benutzerfreundlichkeit massgeblich optimiert werden – etwa mit einfacher bedienbaren User Interfaces, was die Zufriedenheit und die Bindung der Nutzer:innen und Kund:innen erhöhen kann. Ebenso lassen sich mittels datengetriebener Erkenntnisse individualisierte Benutzeroberflächen erstellen, um so personalisierte Erlebnisse zu schaffen und die gestiegenen Erwartungen erfüllen zu können.
Erweiterung bestehender Geschäftstätigkeiten
Modernisierte Software ebnet den Weg, digitalisierte Dienstleistungen anzubieten – insbesondere, wenn eine Migration in die Cloud erfolgt ist. Abonnementsbasierte Services (X-as-a-Service, XaaS) bieten viele Vorteile gegenüber herkömmlichen Dienstleistungsmodellen und können neue Einnahmequellen erschliessen. Ebenso kann ein Markteintritt in neue Regionen oder Branchen erfolgen oder es lassen sich lokalisierte oder skalierbare Services anbieten.
Wettbewerbsvorteile
Moderne Software erlaubt die Integration neuer Technologien wie IoT und KI, was die Agilität erhöht, die Innovationsfähigkeit verbessert und die Einhaltung von IT-Sicherheit und Compliance potenziell erleichtert. Auf dem Arbeitsmarkt punktet das Unternehmen mit modernisierter Software bei der Talentgewinnung: Qualifizierte Fachkräfte bevorzugen Arbeitgeber mit fortschrittlichen Arbeitsumgebungen. Zudem erleichtern sie die Arbeit und reduzieren den Frust, den veraltete Systeme durchaus auslösen können.
Gute Qualität zahlt sich aus
Software Quality Map
4. Finanzierungsstrategie – Modernisierung langfristig angehen
Eine realistische Finanzierungsstrategie ist essenziell für den Erfolg eines Modernisierungsprojekts. Ohne genaue Planung und ohne ausreichende Ressourcen kann es ins Stocken geraten oder gar scheitern. Unternehmen müssen sicherstellen, dass die notwendigen Mittel über den gesamten Projektverlauf hinweg zur Verfügung stehen – auch dann, wenn die Kerngeschäftstätigkeiten des Unternehmens zeitweise mehr Ressourcen benötigen. Langfristige Finanzierungsmodelle und regelmässige Planungs-Updates sind entscheidend, um den Modernisierungsprozess nachhaltig und stabil zu gestalten.
5. Technologische Exzellenz und Qualitätssicherung – resiliente Systeme schaffen
Die Einführung moderner Technologien und Architekturen, aber auch Automatisierungen wie die Methoden Continuous Integration (CI) bzw. Continuous Deployment (CD) machen Software und deren Auslieferung flexibler und effizienter. Die so erreichte technologische Exzellenz ermöglicht nicht nur eine bessere Skalierbarkeit, sondern fördert auch Innovation und Produktivität in der Entwicklung. So können Unternehmen schnell und flexibel auf Marktveränderungen reagieren sowie neue Funktionen und Services effektiv umsetzen.
Eine Modernisierung begünstigt auch die kontinuierliche Qualitätssicherung eines Softwaresystems. Der Einsatz neuer Tools zur Echtzeitüberwachung oder zur Datenanalyse geben Einblicke in die Systemleistung und die Benutzererfahrungen. Fehler können so frühzeitig erkannt und das Nutzerverhalten analysiert werden. Diese Erkenntnisse bilden eine wichtige Grundlage, um die Software mit agilen Entwicklungsansätzen iterativ und kontinuierlich zu verbessern mit Fokus auf die langfristige Evolvierbarkeit. Modernisierter Code erleichtert grundsätzlich die Wartbarkeit und erhöht die Robustheit der Systeme.
Weitere Beiträge zur Softwaremodernisierung im bbv-Blog:
- Blog #1: Softwaremodernisierung: Alles, was Sie darüber wissen müssen
- Blog #2: Software Modernisation Canvas: Mit Struktur zum Erfolg
- Blog #3: Strategien für eine erfolgreiche Softwaremodernisierung
- Blog #4: Die fünf wichtigsten Erfolgsfaktoren einer gelungenen Softwaremodernisierung
- Blog #5: Die Zukunft von Legacy-Systemen: Von der Modernisierung hin zur Evolvability
- Blog #6: Künstliche Intelligenz in der Softwaremodernisierung

Die Expertin
Britta Labud
Britta Labud ist als Senior Software-Architektin bei der bbv Software Services AG mit Schwerpunkt auf Web- und Cloud-basierten IoT- und Geschäftsanwendungen mit .NET-Technologien tätig. Sie hat nach dem Studium der Luft- und Raumfahrttechnik Softwarelösungen für CASE-Tools, Bahnbetriebshöfe, Flughafen-Gepäcksicherheit, Multichannel Publishing, Skigebieten und Industriemaschinen realisiert. Ihr Wissen und ihre langjährige Erfahrung gibt sie auch als Sprecherin auf Konferenzen und als Trainerin für Web- und Cloud-Anwendungen weiter.