Künstliche Intelligenz

Gamechangerin KI: Warum Zögern keine Option mehr ist

Vom virtuellen Assistenten bis zum autonomen Agenten: KI definiert die Geschäftswelt neu. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, die Technologie nicht nur zu verstehen, sondern sie strategisch einzusetzen – bevor der Druck zum Handeln zu gross wird.

16.06.2025Text: Xavier Ruchti0 Kommentare
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Schon heute hat künstliche Intelligenz Einzug in Unternehmen gehalten und ist dabei, Arbeitsprozesse grundlegend zu verändern. Gerade generative KI-Tools wie ChatGPT haben eine neue Ära der Technologie eingeläutet: Fortan sind die KI-Systeme nicht nur Werkzeuge, die auf konkrete Probleme trainiert werden, sondern universelle Technologien, deren Potenzial durch Interaktion erschlossen wird. Entsprechend vielfältig sind die Anwendungsszenarien generativer KI: Von der Texterstellung über die blitzschnelle Analyse grosser Datensätze bis zur Erstellung und Kontrolle von Softwarecode entlasten KI-Assistenten Mitarbeitende – die sich wiederum auf komplexere Aufgaben konzentrieren können.

Das ist aber erst der Anfang. «Wir befinden uns noch in einer frühen Phase, in der das Potenzial dieser Tools erst ansatzweise ausgeschöpft wird», ist sich Joel Barmettler, Senior Artificial Intelligence Consultant bei bbv, sicher. Gleichzeitig entwickelt sich die Technologie rasant weiter. So hat OpenAI – die Firma hinter ChatGPT – Anfang 2025 den «Operator» lanciert. Dieser öffnet auf Befehl auch den Web Browser, agiert mit Webseiten und ist somit etwa in der Lage, selbstständig Flüge zu buchen oder einen Tisch in einem Restaurant zu reservieren – sogar bei nur vage formulierten Anweisungen.

Vom Assistenten zum Agenten

Auch im Geschäftsumfeld gehört die Zukunft der KI solchen autonomen Systemen. Diese sogenannten «Agents» gehen über das Ausführen menschlicher Befehle hinaus und zeigen stattdessen Eigeninitiative.

Ein Agent im regulatorischen Bereich könnte beispielsweise neue Gesetzesänderungen analysieren und deren potenzielle Auswirkungen auf das Unternehmen bewerten, ohne dass Mitarbeitende manuell eingreifen müssen. In der Logistikbranche wäre dagegen die Echtzeit-Überwachung und Verbesserung von Lieferketten denkbar. Diese Systeme könnten eigenständig Entscheidungen treffen, um etwa alternative Routen vorzuschlagen oder Lagerbestände neu zu planen. Der KI-Agent erkennt beispielsweise, dass ein Rohstofflieferant verspätet ist, und organisiert ohne menschliches Zutun eine alternative Lieferung, um die Produktion nicht zu unterbrechen. «Diese Entwicklung wird ab 2025 an Fahrt aufnehmen, wenn Unternehmen die Möglichkeiten der proaktiven KI voll ausschöpfen», prognostiziert Barmettler.

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Neue Prozesse, neue Chancen

Die Einsatzmöglichkeiten von Agenten sind dabei nicht auf bestehende Arbeitsabläufe beschränkt. Vielmehr eröffnen sie völlig neue Wege, wie Unternehmen arbeiten können. «KI kann Informationssilos aufbrechen und unterschiedliche Abteilungen nahtlos miteinander vernetzen», erklärt Barmettler. «So entstehen Prozesse, die es vorher schlicht nicht gab.»

KI-Systeme werden in der Lage sein, innert kürzester Zeit selbstständig Erkenntnisse aus verschiedenen Abteilungen wie R&D, Marketing und Vertrieb zusammenzutragen, zu analysieren und daraus neue Produkte zu entwickeln, die auf konkrete Marktbedürfnisse zugeschnitten sind. Im Versicherungswesen sei die vollständig autonome Überprüfung der Kreditwürdigkeit potenzieller Kunden denkbar, ebenso wie umfassende Risikoanalysen. «Wir gehen davon aus, dass Unternehmen mit den Möglichkeiten von KI schon im nächsten Jahr komplett neue Business-Prozesse einführen können», so Barmettler. «Bis dann werden KI-Systeme die menschlichen Fähigkeiten zum Ausführen bestimmter Aufgaben erreicht oder gar übertroffen haben.»

Einstieg ohne Risiko

Laut Joel Barmettler warten viele Unternehmen jedoch nach wie vor ab, anstatt sich aktiv mit den Möglichkeiten von KI auseinanderzusetzen. Seit der Einführung von ChatGPT habe sich erstaunlich wenig geändert. Doch die Zeit zu zögern, sei vorbei. Innovatoren könnten bald Standards setzen, die Nachzügler unter erheblichen Druck bringen.

Der erste Schritt? «Wählen Sie Low-Risk-Szenarien», rät Barmettler. Ein Beispiel hierfür sind interne Prozesse wie das Verwalten von Bestandsdaten oder die Automatisierung wiederkehrender Berichte. Solche Ansätze bieten die Möglichkeit, erste Erfahrungen mit KI zu sammeln und den Umgang mit der Technologie zu erlernen, bevor komplexere Projekte angegangen werden. So ist auch eine schrittweise Weiterentwicklung eines befehlsbasierten KI-Assistenten hin zum autonomen Agenten möglich.

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«Es wird nicht mehr lange dauern, bis ein oder zwei Unternehmen zeigen, was mit KI möglich ist, und damit eine Kettenreaktion auslösen.»

Joel Barmettler, Senior AI Consultant bei bbv

Jetzt handeln statt abwarten

Auch aus finanzieller Sicht sollte der Einsatz von KI gut durchdacht sein – nicht nur, was den Integrationsaufwand betrifft: Zwar werden die Kosten für bestehende KI-Modelle mit dem Fortschreiten der Technologie voraussichtlich weiter sinken; neue, leistungsfähigere Modelle, die autonome Entscheidungsprozesse durchführen, werden jedoch deutlich höhere Rechenressourcen erfordern und entsprechend teurer in der Anwendung sein. «Während heutige Modelle einfache Anfragen in Sekunden beantworten, könnten zukünftige, spezialisierte Modelle für anspruchsvolle Aufgaben deutlich mehr Rechenzeit benötigen – was sich auch in den Kosten widerspiegeln wird», erklärt Barmettler.

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Ebenso muss die Akzeptanz der Technologie im Unternehmen sichergestellt werden. Nur wenn die Arbeitsabläufe optimal auf die Fähigkeiten von Mensch und KI abgestimmt sind und die Interaktion mit den Tools möglichst reibungslos und natürlich stattfindet, werden Mitarbeitende die KI als autonom handelnde Arbeitskraft dulden.

Trotz dieser Hürden wird sich KI im Geschäftsumfeld durchsetzen. Und zwar früher, als es manch einem Unternehmen vielleicht lieb ist: «Es wird nicht mehr lange dauern, bis ein oder zwei Unternehmen zeigen, was mit KI möglich ist, und damit eine Kettenreaktion auslösen», warnt Barmettler. Sein Appell: Unternehmen sollten die aktuelle explorative Phase nutzen, um sich vorzubereiten sowie die nutzbringenden Business Cases für KI zu ermitteln und einzuführen. Wenn der Wettlauf beginnt, könnte es für einen entspannten Einstieg bereits zu spät sein.

Der Artikel «Gamechangerin KI: Warum Zögern keine Option mehr ist» und weitere inspirierende Artikel zu 30 Jahre Geschichte, Highlights sowie zur Zukunft der bbv finden Sie im bbv-Jubiläumsmagazin. Das Heft ist in digitaler Form auf Deutsch und Englisch verfügbar.

Der Experte

Joel Barmettler

Joel Barmettler verbindet als Senior AI Consultant bei bbv die technologischen Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz mit unternehmerischem Weitblick. Als Teil des KI-Teams der bbv arbeitet er an der Weiterentwicklung von KI-Applikationen und der Integration von Geschäftsdaten in Sprachmodelle.

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