Verhinderung von Legacy-Systemen

Softwaremodernisierung: Alles, was Sie darüber wissen müssen

Softwaremodernisierung verbessert Leistung, Sicherheit und Wartbarkeit, macht Software flexibler für neue Technologien und stärkt die Innovationskraft des Unternehmens. Vernachlässigte Software wird schwer anpassbar und gefährdet die Zukunftsfähigkeit des gesamten Betriebs. Bestehende Software sollte deshalb kontinuierlich modernisiert werden.

21.01.2025Text: Xavier Ruchti0 Kommentare
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Unsere sechsteilige Artikel-Serie thematisiert alle wichtigen Aspekte der Softwaremodernisierung. Dieser Einführungsartikel gibt eine Übersicht über die wichtigsten Themen, die in den folgenden fünf Beiträgen vertieft und ergänzt werden. Die Themenübersicht finden Sie am Ende des Beitrags.

Softwaremodernisierung bezieht sich auf den Prozess, veraltete Software oder IT-Infrastrukturen durch aktuelle Technologien und Architekturen zu ersetzen oder zu optimieren. Ziel der Modernisierung ist es, die Software zukunftssicher zu machen, ihre Leistung und Sicherheit zu verbessern und ihre Wartbarkeit und Erweiterbarkeit zu gewährleisten. Softwaremodernisierung ermöglicht es Unternehmen, ihre IT-Infrastruktur an moderne Geschäftsanforderungen anzupassen und somit zu verhindern, dass ein Legacy-System mit eingeschränkter Flexibilität und Leistungsfähigkeit entsteht.

Grundsätzlich sollte die Modernisierung nicht als begrenztes Projekt angesehen werden, sondern als kontinuierliche Auseinandersetzung mit der Software sowie mit den umliegenden Komponenten: Permanente Pflege, Wartung und Erneuerung sorgen dafür, dass sich ein aktuelles System gar nie zu einem Legacy-System entwickelt.

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1. Warum Softwaremodernisierung für alle Unternehmen relevant ist

Weil Softwaresysteme in praktisch allen Organisationen und Unternehmen eine zentrale Rolle für die Geschäftsprozesse spielen, ist deren Wartung, Pflege und Modernisierung von entscheidender Bedeutung. Die Pflege der Systeme gehört zu den essenziellen Aufgaben der Wertschöpfungskette, um konkurrenzfähig zu bleiben und die Risiken von Legacy-Systemen zu vermeiden. Wird ein System nicht regelmässig gewartet und aktualisiert, entsteht die Gefahr eines Legacy-Systems.

Legacy-Systeme, auch als Altsysteme bezeichnet, sind IT-Systeme, die auf veralteten Technologien und Softwarelösungen basieren und seit vielen Jahren im Einsatz sind. Sie sind oft tief in die Geschäftsprozesse integriert, unternehmenskritisch und daher schwer zu ersetzen oder zu modernisieren. Somit werden die Effizienz und die Agilität eingeschränkt, Betriebskosten und Wartungsbedarf steigen und es entstehen Sicherheitsrisiken.

Ein typisches Merkmal von Legacy-Systemen ist, dass sie häufig nicht mehr die aktuellen Anforderungen an Skalierbarkeit, Sicherheit, und Wartbarkeit erfüllen, da sie in einer Zeit entwickelt worden sind, in der die technologischen Standards und Anforderungen an IT-Systeme völlig anders waren als heute. Anstelle von riesigen Softwaremodernisierungsprojekten erachten wir eine kontinuierliche Investition in die Wartbarkeit als essenziell. Die akkumulierte Grösse dieser Investitionen sind meistens kleiner als grosse Projekte und mit Garantie weniger riskant.

2. Die wichtigsten Gründe für Softwaremodernisierung

In einer zunehmend digitalen und wettbewerbsintensiven Geschäftswelt müssen Unternehmen flexibel sein und schnell auf Veränderungen reagieren können. Legacy-Systeme stehen dieser Flexibilität im Weg und behindern die Einführung neuer, innovativer Geschäftsmodelle und Technologien. Die Modernisierung dieser Systeme ist ein wesentlicher Schritt, um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz eines Unternehmens zu sichern und sich den sich ändernden Anforderungen des Marktes anzupassen.

Technische Schulden

Technische Schulden entstehen, wenn Softwareentwickler aus Zeit- oder Budgetgründen suboptimale Lösungen implementieren müssen, die langfristig zu höheren Wartungskosten und zu Schwierigkeiten bei der Weiterentwicklung führen. Wenn diese Lasten nicht aufgeräumt werden, häufen sie sich mit der Zeit an und machen das System zunehmend schwerer wartbar. In einem Legacy-System können technische Schulden etwa in Form von veraltetem Code, den Bedürfnissen nicht mehr entsprechender Architektur, mangelnder Dokumentation oder Abhängigkeiten von veralteten Technologien auftreten. Eine frühzeitige Bereinigung und Optimierung des Codes hilft, diese Schulden zu reduzieren oder gegen sie vorzubeugen, was dessen Wartung und Optimierung erleichtert und die Gesamtqualität des Systems verbessert.

Softwaremodernisierung ist dabei ein permanenter Prozess, der das ganze Softwaresystem flexibel und effizient hält. Praktisch in allen Organisationen sind Softwaresysteme eine integrale Komponente, um Geschäftsprozesse effizient und produktiv umzusetzen, also die essenziellen Aufgaben in der Wertschöpfungskette umzusetzen. Um konkurrenzfähig zu bleiben und auf Veränderungen im Markt reagieren zu können, muss das Softwaresystem auf einem aktuellen Stand bleiben, damit das Unternehmen weiterhin gut und erfolgreich funktionieren kann.

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Wartbarkeit und Effizienz

Mangelnde Wartbarkeit ist ein Anzeichen dafür, dass eine Software veraltet ist oder erhebliche technische Schulden aufweist und es dem System an klaren, modularen Strukturen fehlt. Wegen der Schwierigkeit, Entwickler zu finden, welche die alten Technologien beherrschen, kann die Wartbarkeit zusätzlich eingeschränkt sein. Die Effizienz des Systems leidet, da veraltete Software in der Regel langsamer und ressourcenintensiver ist als moderne Alternativen. Die Anpassbarkeit eines Systems wird dadurch beschleunigt. Zudem verbessert die Modernisierung der Software die Wartbarkeit, indem der Code bereinigt und ergänzt wird. Dies kann zu tieferen Betriebskosten und einer schnelleren Reaktionsfähigkeit führen, falls dies eines der Ziele der Softwaremodernisierung ist.

Sicherheit

Legacy-Systeme stellen oft ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar, da sie nicht mehr den aktuellen Sicherheitsstandards entsprechen und möglicherweise nicht regelmässig gepatcht oder aktualisiert werden. Diese Systeme sind anfälliger für Cyberangriffe, da sie bekannte Schwachstellen aufweisen, die von Angreifern ausgenutzt werden können. Ausserdem sind sie oft nicht kompatibel mit modernen Sicherheitslösungen, was es schwieriger macht, sie in eine umfassende Sicherheitsstrategie zu integrieren. Auf moderne Angriffe und bekannte Sicherheitslücken muss schnell reagiert werden können.

Durch die Modernisierung von Software können Sicherheitslücken geschlossen und das System auf den neuesten Security-Standard gebracht werden. Idealerweise befinden sich die relevanten Geschäftsprozesse im Kern der Software – abgekoppelt von technischen Komponenten, die sich in der Peripherie befinden. Auf diese Weise lassen sich Anpassungen nachträglich flexibler einbauen, ohne dass Teile der Core-Software neu geschrieben werden müssen.

Flexibilität, Agilität und Kosteneffizienz

In der heutigen Geschäftswelt ist es entscheidend, dass Unternehmen schnell auf Marktveränderungen und neue Kundenanforderungen reagieren können. Legacy-Systeme sind oft starr und nur schwer an neue Bedingungen anzupassen, was die gesamte Flexibilität und Agilität eines Unternehmens einschränkt. Die Wartung von Legacy-Systemen kann zudem sehr kostspielig sein, insbesondere, wenn sie auf spezialisierter Hardware laufen, die teuer im Betrieb ist und spezielle Fachkenntnisse erfordert.

Die frühzeitige und kontinuierliche Modernisierung eines Systems kann diese Kosten verteilen und eventuell sogar reduzieren, indem man effizientere Technologien einführt und so die Wartbarkeit und die Flexibilität des Systems auf einem guten Stand behält. So werden nicht nur Hardware und Software effizienter, sondern auch Geschäftsprozesse, die durch die Software unterstützt werden. Wenn Prozesse im Unternehmen verändert werden, muss die Software entsprechend angepasst werden. Indem ein Unternehmen seine Software modernisiert, schafft es die technologische Grundlage für eine schnelle Anpassung an neue Marktbedingungen – und wird dadurch agiler und reaktionsfähiger.

Gesetzliche Anforderungen

Datenschutzgesetze, Compliance-Vorgaben oder regulatorische Anforderungen können sich jederzeit ändern und erfordern somit eine Anpassung der Systeme. Ein Beispiel hierfür ist der Cyber Resilience Act, der von Unternehmen verlangt, dass ihre IT-Systeme bestimmten Sicherheitsstandards entsprechen. Legacy-Systeme können diese Anforderungen oft nicht oder nur schwer erfüllen, was zu rechtlichen und finanziellen Risiken führen kann. Durch die Modernisierung wird sichergestellt, dass die Systeme an die neuesten regulatorischen Anforderungen angepasst werden können und das Unternehmen so rechtliche Risiken minimiert.

3. Die Vorteile und Chancen von Softwaremodernisierung

Skalierbarkeit: Systeme werden so gestaltet, dass sie mit den wachsenden Geschäftsanforderungen skalieren können. Moderne Architekturen bieten die Flexibilität, IT-Ressourcen je nach Bedarf zu skalieren.

Innovationspotenzial: Um digitalisierte und automatisierte Prozesse zu unterstützen, wird ein modernes, flexibles Softwaresystem benötigt. Ebenso wird die Einführung moderner Technologien wie Cloud-Computing, künstliche Intelligenz oder das Internet der Dinge (IoT) ermöglicht, was es Unternehmen erlaubt, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und konkurrenzfähig zu bleiben.

Qualität: Durch die Einführung moderner Entwicklungspraktiken und Architekturen können Unternehmen die Qualität ihrer Software erheblich steigern. Und somit eine Basis erschaffen, auf welcher kontinuierliche Änderungen möglich sind.

UX-Design: Durch die Modernisierung können Unternehmen die Benutzerfreundlichkeit ihrer Software verbessern und den sich verändernden Anforderungen des Marktes entsprechen. Während veraltete Systeme die Einführung neuer Funktionen behindern, ermöglicht eine modernisierte Software die Anwendung moderner Entwicklungspraktiken, sodass neue Funktionen und Updates schneller und zuverlässiger bereitgestellt werden können, was die Time-to-Market verkürzen kann.

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4. Risiken und Herausforderungen bei der Modernisierung

Werden Softwaresysteme nicht regelmässig gewartet, optimiert und modernisiert, läuft ein Unternehmen Gefahr, eines Tages mit einem Legacy-System dazustehen. Nur wer ein Legacy-System verhindert, kann konkurrenzfähig bleiben. Doch die Integration neuer Technologien in bestehende Systeme kann technisch sehr komplex sein. Oft müssen alte und neue Komponenten nahtlos zusammenarbeiten, was Herausforderungen bei der Kompatibilität und bei der Sicherheit mit sich bringt.

Ebenso müssen unter Umständen erhebliche finanzielle und personelle Ressourcen eingesetzt werden, wenn man mit Optimierungen und Modernisierungen allzu lange wartet. Eine sorgfältige Planung ist dabei ebenso wichtig wie die frühzeitige Modernisierung – nicht zuletzt, weil für veraltete Technologien oft noch weniger Fachkräfte gefunden werden können. Wie bei jeder Umstellung im Unternehmen ist ein sorgfältiges Change Management essenziell für das Gelingen des Modernisierungsprojekts. Die Technologie ist nur ein Aspekt der Modernisierung, Prozesse sowie Arbeitsweisen der Menschen, die zur Entstehung beitragen sind auch betroffen. Widerstände gegen Veränderungen können insbesondere dann auftreten, wenn Mitarbeitende an alten Systemen und Arbeitsweisen festhalten. Durch Kommunikation, Schulungen und Sensibilisierung können Ängste und kulturelle Barrieren abgebaut werden. Denn gerade die Mitarbeitenden sind es, welche ihr Wissen in die neuen Prozesse und Systeme überführen sollen, um das Business aufrecht zu erhalten.

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5. Fazit

Die Softwaremodernisierung bietet Unternehmen die Möglichkeit, die Skalierbarkeit zu erhöhen, das Innovationspotenzial zu vergrössern, die Qualität zu verbessern und eine für die Zielgruppe funktionierende User Experience zu erreichen, um im Markt bestehen zu können und erfolgreich zu sein. Gleichzeitig gibt es jedoch auch Risiken und Herausforderungen, wie technische Komplexität, hohe Kosten und das Management von Veränderungsprozessen. Eine sorgfältige Planung und ein strukturiertes Vorgehen sind deshalb entscheidend, um die Softwaremodernisierung erfolgreich umzusetzen und langfristig von deren Vorteilen profitieren zu können.

Softwaremodernisierung betrifft jedes Unternehmen. Ein effizientes und flexibles Softwaresystem ist ein essenzieller Teil seiner Wertschöpfungskette. Aus Angst vor Aufwänden und Kosten sollte man ein solches Projekt nicht auf die lange Bank schieben. Denn: Je früher eine Softwaremodernisierung angegangen wird, desto weniger technische Schulden entstehen und desto leistungsfähiger bleiben die Systeme. Im Idealfall betrachtet man die Modernisierung als ein permanentes Anliegen und optimiert, erneuert und bereinigt den Code bei jeder Veränderung der Software.

Software Modernisation Canvas

Weil während der Umsetzung eines Modernisierungsprojekts unvorhergesehene Herausforderungen auftreten können, braucht es eine strukturierte Planung, einschliesslich einer umfassenden Analyse und ein Risikomanagement. Hier hilft unser Modernisierungs-Tool, das Software Modernisation Canvas. Mehr über das Canvas lesen Sie in unserem zweiten Beitrag zur Softwaremodernisierung.

Die Expertin

Britta Labud

Britta Labud ist als Senior Software-Architektin bei der bbv Software Services AG mit Schwerpunkt auf Web- und Cloud-basierten IoT- und Geschäftsanwendungen mit .NET-Technologien tätig. Sie hat nach dem Studium der Luft- und Raumfahrttechnik Softwarelösungen für CASE-Tools, Bahnbetriebshöfe, Flughafen-Gepäcksicherheit, Multichannel Publishing, Skigebieten und Industriemaschinen realisiert. Ihr Wissen und ihre langjährige Erfahrung gibt sie auch als Sprecherin auf Konferenzen und als Trainerin für Web- und Cloud-Anwendungen weiter.

 

Der Experte

Marco Ravicini

Marco Ravicini ist Software-Architekt und Mitglied des CTO-Boards von bbv. Der gelernte Automatiker studierte Computer Sciences und verfügt über einen MAS in Human Computer Interaction Design. Er ist passionierter Vertreter der Software-Crafting-Bewegung.

Weitere Beiträge zur Softwaremodernisierung im bbv-Blog:

  • Blog #1: Warum ist die Modernisierung von Legacy-Systemen notwendig?
  • Blog #2: Der Software Modernisation Canvas – ein Planungs-Tool für die erfolgreiche Softwaremodernisierung
  • Blog #3: Strategien für eine erfolgreiche Softwaremodernisierung
  • Blog #4: Die fünf wichtigsten Erfolgsfaktoren einer gelungenen Softwaremodernisierung
  • Blog #5: Die Zukunft von Legacy-Systemen: Von der Modernisierung hin zur Evolvability
  • Blog #6: Künstliche Intelligenz in der Softwaremodernisierung

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