Wettbewerbsfähigkeit sichern

Strategien für eine erfolgreiche Softwaremodernisierung

Eine Software lässt sich in unterschiedlicher Methodik und Tiefe umsetzen. Je nach Unternehmen, Anforderungen und aktuellem Zustand des Systems sollte man die passende Strategie für die Modernisierung ermitteln.

14.03.2025Text: Xavier Ruchti0 Kommentare
Headerbild zum Blog-Beitrag "Strategien für eine erfolgreiche Softwaremodernisierung"

Unsere sechsteilige Artikel-Serie thematisiert alle wichtigen Aspekte der Softwaremodernisierung. Dies ist der dritte Artikel der Serie. Die Themenübersicht finden Sie am Ende des Beitrags.

1. Eine Softwaremodernisierung muss gut geplant sein

Die Softwaresysteme eines Unternehmens sind das wichtigste Werkzeug, um effizient und produktiv arbeiten zu können sowie auch, um die Wettbewerbsfähigkeit zu bewahren und auszubauen. Doch wie jede Technologie unterliegt auch Software einem Lebenszyklus. Systeme, die einst als modern und leistungsfähig galten, veralten im Laufe der Zeit, was zu Problemen bei der Wartung, Sicherheit und Performance führen kann. Die permanente Modernisierung der Software ist daher nicht nur eine technische Notwendigkeit, sondern auch eine strategische Entscheidung, die den zukünftigen Erfolg eines Unternehmens massgeblich beeinflusst.

Eine Softwaremodernisierung ermöglicht die Anpassung der Software an die aktuellen Anforderungen der Technologien, der Nutzerinnen und Nutzer sowie auch der Entwickler-Teams. Gleichzeitig kann die Wartbarkeit wiederhergestellt und somit die Innovationsfähigkeit verbessert werden. Dieser dritte Beitrag aus der Serie Softwaremodernisierung soll einen Überblick über geeignete Strategien zur erfolgreichen Softwaremodernisierung geben.

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2. Wahl der Modernisierungsstrategie

Die geeignete Strategie zur Softwaremodernisierung hängt stark von den spezifischen Anforderungen eines Unternehmens sowie von den aktuellen funktionalen und technischen Herausforderungen des bestehenden Systems ab. Grundsätzlich sollte die Modernisierung nicht als begrenztes Projekt angesehen werden, sondern als kontinuierliche Auseinandersetzung mit der Software sowie mit den umliegenden Komponenten: Permanente Pflege, Wartung und Erneuerung sorgen dafür, dass sich ein aktuelles System gar nie zu einem Legacy-System entwickelt.

Ein bewährtes Modell, um den Modernisierungsbedarf zu analysieren, ist das Quadranten-Modell. Es teilt Systeme nach zwei Kriterien ein:

  • Funktionale Aspekte: Wie gut erfüllt die Software noch ihre ursprünglichen Aufgaben?
  • Qualitätsaspekte: Wie gut erfüllt die Software die qualitativen Anforderungen wie beispielsweise Skalierbarkeit oder Wartbarkeit?

Basierend auf dieser Analyse lassen sich grob vier mögliche Szenarien identifizieren:

  1. Funktionale Aspekte und Qualitätsaspekte sind ausreichend: Hier sind keine unmittelbaren Modernisierungsmassnahmen notwendig.
  2. Funktionale Aspekte sind ausreichend, aber die Qualitätsaspekte nicht: Eine Migration oder ein Ersatz könnten die beste Wahl sein.
  3. Funktionale Aspekte sind nicht ausreichend, aber die Qualitätsaspekte sind noch akzeptabel: Hier kann Refactoring oder Re-Engineering sinnvoll sein.
  4. Sowohl funktionale als auch Qualitätsaspekte sind unzureichend: Ein vollständiger Ersatz ist wahrscheinlich die beste Lösung.
Grafik zu den Strategien der Soff
Szenarien der Modernisierungsstrategie
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Refactoring

Refactoring bedeutet, dass der bestehende Code überarbeitet wird, um seine Struktur zu verbessern, ohne jedoch das externe Verhalten der Software zu verändern. Ziel ist es, den Code einfacher wartbar, lesbarer und effizienter zu machen. Oftmals lässt sich durch Refactoring die Lebensdauer eines Systems verlängern, ohne dass tiefgreifende Änderungen notwendig sind.

Die Vorteile von Refactoring liegen vor allem darin, dass laufende Geschäftsprozesse nur minimal beeinträchtigt werden. Im Vergleich etwa zu einem Ersatz der Software kann mit relativ geringen Kosten eine verbesserte Codequalität und somit eine bessere Wartbarkeit erreicht werden. Allerdings wird damit die Software nicht erneuert und erhält somit keine neuen Funktionalitäten, was den Anschluss an moderne Technologien nicht verbessert. Zudem erfordert das Refactoring tiefes Wissen über den bestehenden Code und kann sehr zeitintensiv sein.

Re-Engineering

Re-Engineering geht einen Schritt weiter als Refactoring. Mit einer tiefgreifenderen Analyse und Umgestaltung des bestehenden Systems werden nicht nur der Code, sondern auch die Architektur, Datenbanken und möglicherweise auch Prozesse überarbeitet, um grundlegende Verbesserungen in Funktionalität, Performance und Wartbarkeit zu erzielen.

Damit besteht mit Re-Engineering die Möglichkeit, bestehende Schwächen der Software zu beheben und das System an zukünftige geschäftliche und technologische Anforderungen anzupassen. Gleichzeitig erfordern die tiefen Eingriffe ins System auch mehr Aufwand und Kosten. Zudem eignet sich diese Strategie kaum für Software, die stark veraltet ist.

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Migration

Bei einer Migration wird das bestehende System auf eine neue Plattform oder eine neue Technologie übertragen. Typischerweise ist dies der Fall, wenn ein Unternehmen auf Cloud-Technologien umsteigen möchte. Mit einer Migration lassen sich Altsysteme auf eine moderne Umgebung transferieren, ohne diese Systeme komplett ersetzen zu müssen.

Im Vergleich zu einem vollständigen Replacement dürften bei einer Migration die Kosten und Risiken deshalb geringer ausfallen. Zudem bietet gerade die Cloud gute Skalierungsmöglichkeiten und den Zugang zu weiteren modernen Technologien und Services. Die Organisation und Transformation der Daten und Schnittstellen können jedoch komplex sein. Es besteht die Gefahr von inkompatiblen Komponenten zwischen alter und neuer Technologie.

Ersatz/Replacement

Beim Ersatz eines Systems wird die bestehende Software vollständig durch eine neue Lösung ersetzt. Dies kann durch eine Eigenentwicklung oder die Implementierung eines Standardsoftwareprodukts erfolgen. Dieser Ansatz ist dann sinnvoll, wenn die bestehende Software nicht mehr den Anforderungen entspricht und eine Modernisierung aus wirtschaftlichen oder technischen Gründen nicht mehr sinnvoll erscheint.

Ein Replacement ermöglicht es, neuste Technologien ins Unternehmen zu integrieren – entweder mittels einer Standardsoftware oder einer Individualsoftware, um eine massgeschneiderte Lösung zu erhalten. Ein kompletter Neuentwurf der Software sorgt zudem für eine langfristige Planungssicherheit. Allerdings sind die Investitionen für einen solchen Systemwechsel hoch, es werden Schulungen für die Mitarbeitenden notwendig und Störungen im Geschäftsbetrieb sind nicht ausgeschlossen, falls der Wechsel nicht reibungslos funktioniert.

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3. Fazit

Der Erfolg einer Softwaremodernisierung hängt stark von einer gründlichen Analyse und einer klaren Strategie ab, die den aktuellen und zukünftigen Geschäftsanforderungen gerecht wird. Die Modernisierung von Unternehmenssoftware erfordert deshalb die Wahl einer passenden Strategie, die anhand der individuellen Bedürfnisse und der Situation sowie der funktionalen und technischen Kriterien ausgewählt – und bei ihrer Umsetzung auch angepasst werden muss. Gleichzeitig ist die Modernisierung kein in sich geschlossener Prozess – vielmehr ist es ein kontinuierlicher Vorgang, an dem permanent gearbeitet werden muss, um die Unternehmenssoftware möglichst effizient und produktiv zu halten.

Die Expertin

Britta Labud

Britta Labud ist als Senior Software-Architektin bei der bbv Software Services AG mit Schwerpunkt auf Web- und Cloud-basierten IoT- und Geschäftsanwendungen mit .NET-Technologien tätig. Sie hat nach dem Studium der Luft- und Raumfahrttechnik Softwarelösungen für CASE-Tools, Bahnbetriebshöfe, Flughafen-Gepäcksicherheit, Multichannel Publishing, Skigebieten und Industriemaschinen realisiert. Ihr Wissen und ihre langjährige Erfahrung gibt sie auch als Sprecherin auf Konferenzen und als Trainerin für Web- und Cloud-Anwendungen weiter.

 

Der Experte

Marco Ravicini

Marco Ravicini ist Software-Architekt und Mitglied des CTO-Boards von bbv. Der gelernte Automatiker studierte Computer Sciences und verfügt über einen MAS in Human Computer Interaction Design. Er ist passionierter Vertreter der Software-Crafting-Bewegung.

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