Privacy als Marketinginstrument

Die persönliche Dateninsel sinnvoll schützen

Wie sichtbar möchte eine Person im Internet sein? Rund um den Themenkreis Privatsphäre und Datenschutz im Internet bestehen viele Vorbehalte. Doch die Sichtbarkeit im Internet ist nicht nur negativ. Ein korrektes und richtig interpretiertes Mass der Privatsphäre hat durchaus positive Aspekte. Es schafft Vertrauen zwischen einem Anbieter und dessen Kunden.

04.11.2021Text: bbv0 Kommentare
Kleine Insel mit Gebäude_Dateninsel

Im April 2016 verabschiedete das europäische Parlament die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Sie verpflichtet die Unternehmen, alle personenbezogenen Daten und die Privatsphäre von EU-Bürgern für Transaktionen innerhalb der EU-Mitgliedstaaten zu schützen. Bei Nichteinhaltung werden die Unternehmen sanktioniert, wie einige Fälle zeigen. Dieses Phänomen betrifft aber nicht nur die EU-Staaten, denn weltweit haben 2021 bereits rund 130 Länder inklusive der Schweiz Datenschutzgesetze erlassen.

Leider überlässt die DSGVO einiges der Interpretation. So müssen Unternehmen ihren Kunden und Partnern zwar ein «angemessenes» Schutzniveau für personenbezogene Daten bieten, dies aber ohne genaue Definition oder Messgrössen, was «angemessen» genau bedeutet. Dieser Spielraum könnte leicht zur Entstehung einer Grauzone oder auch zu Willkür führen, besonders wenn Behörden Bussgelder für Datenschutzverletzungen verhängen.

Auswirkungen der DSGVO

Somit sind diese Gesetze von allen Firmen und Organisationen zu respektieren, die im jeweiligen Land tätig sind. Insbesondere Vorschriften über die verantwortungsvolle Aufbewahrung und Entsorgung von Daten sind zwingend einzuhalten. Sie schliessen verbraucherfreundliche Anfragen beim Surfen oder Online-Bestellungen ein mit der Möglichkeit, die Datenerfassung ganz abzulehnen oder gezielt konfigurieren zu können. Daraus ergeben sich durchaus interessante Perspektiven, wie Erfahrungen mit der DSGVO zeigen.

So müssen alle Benutzer von Suchmaschinen oder Online-Shops angeben, ob und wenn ja bis zu welchem Grad ihre Nutzerdaten wie Namen, Geschlecht, Account, Aufenthaltsort oder Bewegungsprofil aufgezeichnet werden dürfen oder nicht. Viele Online-Shops geben ihre Kunden sogar die Möglichkeit, ganz ohne Registrierung einzukaufen. Dadurch werden die Kunden von weiteren Produkt-Vorschlägen verschont oder Aufforderungen, das gekaufte und gelieferte Produkt zu bewerten.

Transparenz schafft Vertrauen

Kunden und Nutzer hingegen, die Vertrauen in Anbieter oder Lieferanten haben und wissen, was mit ihren Daten passiert, sind eher bereit, ein grösseres Mass an Datenerfassung und -speicherung zuzulassen als bei Plattformen anderer, vielleicht weniger seriös agierender Anbieter. Wenn sich beide Seiten auf einer gemeinsamen Ebene verständigen, so profitieren beide davon – ob Anbieter oder Nutzer.

Die Anbieter konnten nach Inkrafttreten der DSGVO bald einmal ihre Kundendaten optimieren, was eine nicht zu unterschätzende Daueraufgabe ist. Wenn diese Hausaufgabe aber erledigt ist, können die Anbieter dank qualitativ hochstehender Datenbasis eindeutiger als bisher unterscheiden, welche Online-Besucher am Service oder Produkt effektiv interessiert sind. Damit bleibt mehr Kapazität für Kunden, die auch wirklich Kunden sind. Zudem zeichnet sich klarer ab, welche Angebote gefragt sind und welche nicht. Für das Unternehmen lassen sich daraus wichtige Trends ableiten.

Wenn die Kunden dann sogar ihr OK für einen Newsletter geben, so erkennt der Anbieter dies aufgrund der Klicks auf weiterführende Links noch deutlicher. Davon profitiert auch der Nutzer, denn er erhält nur noch jene Informationen und Produktvorschläge, die für ihn auch wirklich relevant sind. Geht der Anbieter einen Schritt weiter und bietet aufgrund des Nutzerverhaltens kundenindividuelle Aktionen an, so besteht ein Potential für zusätzlichen Umsatz.

Verantwortungsvoller Umgang mit Daten

Somit ist es für den Anbieter zielführender, weniger Daten zu sammeln, dafür aber hochwertigere. Dies es hat eine ganze Reihe von Vorteilen:

  • Sauber erhobene und gemanagte Daten erzeugen weniger Aufwand und Umtriebe
  • Datentransparenz schafft Vertrauen, was das Firmenimage verbessert
  • Gezielteres Marketing mit effizienterem Ressourceneinsatz
  • Verbesserte Servicequalität mit zufriedeneren Kunden und motivierteren Mitarbeitenden
  • Höhere Kundentreue und Kundenzufriedenheit mit engerer Kundenbindung

Man kann es also durchaus positiv sehen, was die Datentransparenz bewirkt, welche die DSGVO ausgelöst hat. Weil Privacy ein Dauerthema ist, kann der Anbieter es durchaus als Imagegewinn proaktiv vermarkten. Und noch etwas: Daten, die nicht erhoben werden, können dem Anbieter auch nicht gestohlen werden. Die Kunden werden es ihm danken.

Der Experte

Patrick Labud

Patrick Labud ist als Senior Consultant für das Thema User Experience bei bbv tätig. Mit dem Ziel «glückliche User» unterstützt er Firmen dabei, UX in IT-Projekte zu integrieren. Für das Thema User Experience engagiert er sich zusätzlich in der Fachgruppe UX der Swiss ICT.

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