Waisenhaus in Vietnam

In der Corona-Krise an andere denken

In der Corona-Krise gehen die Kleinsten oft vergessen. Seit zehn Jahren unterstützt bbv das Waisenhaus Linh Son Pagode in Vietnam – ein buddhistisches Kloster, das wegen der Krise einen besonders schweren Stand hat. Duong Trung Luu, Managing Director von bbv Vietnam, hält den Kontakt zu den Nonnen und berichtet, wie es den Kindern im Moment ergeht.

16.12.2020Text: bbv0 Kommentare
bbv Waisenhaus Vietnam_Corona-Krise
Duong Luu und bbv-CEO Philipp Kronenberg zu Besuch in der Linh Son Pagode.

Duong, vielen Dank, dass du uns über die Situation im Waisenhaus erzählst. Was leistet die Linh Son Pagode?

Das Waisenhaus nimmt Kinder direkt im Säuglingsalter auf. Sobald sie sechs Jahre alt sind, gehen sie in die Schule. Normalerweise bleiben die Kinder dort, bis sie ihre Ausbildung abgeschlossen haben oder 18 Jahre alt werden. Mit der Volljährigkeit können sie entscheiden, ob sie eine weiterführende Ausbildung machen oder einen Beruf erlernen wollen. Zudem steht den jungen Erwachsenen ab 18 auch offen, ein Leben als Nonne beziehungsweise Mönch zu führen.

Immer wieder entscheiden sich Waisenkinder dazu, zu studieren. Wenn sie den Aufnahmetest an der Universität bestehen, begleitet die Pagode die ehemaligen Waisenkinder bis ans Ende des Studiums.

Wie stark hat die Corona-Krise Vietnam grundsätzlich getroffen?

Das Virus hat eine sehr grosse Auswirkung auf Vietnam, da das Land einerseits sehr stark auf den Tourismus angewiesen ist und andererseits als Herstellerland gilt. Weil die Grenzen bereits seit Mitte März geschlossen sind, bricht der ganze Tourismus weg. Dazu kommt, dass viele Firmen und Fabriken ihre Mitarbeitenden entlassen mussten, weil die Aufträge aus Europa und Amerika fehlen. Bis September 2020 stellten über 24’000 Firmen in Ho-Chi-Minh-Stadt ihre Arbeit ein. Viele Gebäude stehen leer und suchen neue Mieter. Die ehemaligen Angestellten dieser Firmen ziehen nun zurück aufs Land, da sie in der Stadt keine Arbeit mehr finden.

Die Pandemie scheint aber grundsätzlich unter Kontrolle zu sein. Eine zweite Welle wurde schnell eingedämmt, auch weil man eine ganze Stadt unter Quarantäne gestellt hat.

 

bbv Waisenhaus Vietnam
Duong Luu und bbv-CEO Philipp Kronenberg zu Besuch in der Linh Son Pagode.

 

Inwiefern hatte das Coronavirus einen Einfluss auf das Waisenhaus?

Die Krise traf die Linh Son Pagode hart, da ein Grossteil der Gönner ihre Spenden nicht mehr tätigen konnten. Viele der unterstützenden Firmen sind in der Bekleidungsindustrie tätig. Seit Corona sind dort die Auftragsbücher leer und die Fabriken stehen mehrheitlich still oder wurden ganz geschlossen.

Das Waisenhaus musste Geld leihen, um die Kosten weiterhin decken zu können. Die zusätzliche Spende von bbv im April war eine grosse Hilfe und wurde beispielsweise dazu genutzt, um Schulden zu tilgen und die Schulen sowie die medizinische Versorgung zu bezahlen.

Wie kommt die Pagode in diesen schweren Zeiten über die Runden?

Die Pagode versucht, ihre Ausgaben auf ein Minimum zu reduzieren und mit den noch vorhandenen Staatsgeldern sowie den kleinen Spenden von Firmen und Privatleuten zu überleben. Die vietnamesische Regierung hat in diesem Jahr grosse Corona-Subventionen versprochen. Weil das Land nach dem Lockdown aber noch von starken Unwettern getroffen wurde, reichen diese Subventionen nicht mehr aus. Darunter leidet auch die Linh Son Pagode. Die Regierung bittet daher die Bevölkerung, Einrichtungen wie das Waisenhaus zu unterstützen.

Schön finde ich, dass die Waisenkinder trotz aller Widrigkeiten weiterhin zur Schule geschickt werden können. Und das, obwohl der kostenpflichtige Unterricht einen grossen Teil der Ausgaben ausmacht.

Über welche Mittel verfügte die Pagode vor der Krise?

Die Pagode wurde und wird, so gut es geht, teilweise vom Staat unterstützt. Weitere Einkünfte erzielten die Nonnen aus dem Verkauf von Waren wie Altardekorationen, Räucherstäbchen und anderen selbsterstellten Artikeln – diese Verdienstmöglichkeit ist durch die Krise stark eingeschränkt. Die Ausbildung der Kinder wird durch Spenden finanziert.

Warum ist das Waisenhaus ein bbv-Herzensprojekt?

Mir ist es wichtig, dass wir als bbv die lokale Community unterstützen und etwas zurückgeben. Auch Waisenkinder haben Visionen und Träume. Ich freue mich immer wieder, wenn ich sehe, dass wir dazu beitragen, wie einzelne Kinder, wie Dang, Huong und Duc, nun ein Leben führen, dass ihnen die Möglichkeit gibt, ihre Träume zu erfüllen.

bbv Waisenhaus Vietnam

Der Experte

Duong Luu

Duong Luu ist als Managing Director für den Standort bbv Vietnam verantwortlich. Als Schweizer mit vietnamesischen Wurzeln spricht er sowohl Deutsch als auch Vietnamesisch und ist der Brückenbauer zwischen den beiden Kulturen. Er sorgt dafür, dass die Kulturprinzipien der bbv Gruppe auch in Vietnam gelebt werden, und begleitet Kundenprojekte als Mandatsleiter.

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